Als notorischer Geizhals war ich mir zunächst sehr unsicher ob sich die Tour nach White Island wirklich lohnt. Spätestens der Gedanke andererseits wieder ein Wochenende mit Nichts tuen zu verbringen hat mich dann aber doch überzeugt (gleich nach der Tatsache natürlich, dass man nicht überall die Chance hat einen aktiven Vulkan zu besichtigen).
Wir sind einen Tag früher angereist und haben die Nacht in einem sehr spartanischen Hostel verbracht. Die preventiven Ohrstöpsel wurden angezogen und ich muss sagen, dass ich besser als manch eine Nacht mit schreienden Kinder geschlafen habe. Die anderen waren am nächsten morgen aber nicht ganz so überzeugt. Draußen soll von seltsamen Geräuschen, einem Bass und Marihuana Gestank alles dabei gewesen sein. Nächstes Mal werde ich die Ohrstöpsel wohl weglassen – man will ja mitreden können. Die Müdigkeit wurde jedoch schnell von dem Sonnenschein behoben. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und es war morgens schon angenehm warm.
Nach einer kurzen Autofahrt waren wir bereit ins Boot einzusteigen, welches uns in einer zweistündigen Fahrt zu der Insel bringen sollte. Der sehr klischeehafte Matrose mit dem gestreiften T-Shirt begrüßte uns fröhlich und dann ging es auch schon los. Am Anfang war ich noch sehr motiviert möglichst alle 5 Minuten das gleiche Bild vom Festland zu machen, was aber schnell durch das immer mehr wackelnde Boot vereitelt wurde. Da mir meine Reiseübelkeit bei allen minimal wackelnden Verkehrsmitteln schon bekannt war, hatte ich in einem Anflug von Schlauheit meine Reisetablette eingenommen. Die beschloß allerdings kurzfristig den Geist aufzugeben. So kam es, dass ich halb aphatisch in der Kabine rumlag und von dem netten Matrosen Craig kalte Waschlappen in den Nacken getropft bekam (ob das wirklich geholfen hat kann ich immer noch nicht sagen).
Als ich dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, kam die Vorfreude schnell. Mit gelben Helmen und Gasmasken ausgestattet hätten wir auch aus der Serie Breaking Bad entsprungen sein können. Als Tipp, ein gelber Anzug macht sich mit der Gasmaske auf den Bildern sicherlich gut und ringt dem gutgelaunten Craig dann sicher auch ein Stirnrunzeln ab. Nachdem die bekannten Sicherheitserklärungen abgeschlossen waren („kommt vom Weg ab und ihr sterbt“, „lauft bei Dampf weiter, sterbt“, „fallt in den Vulkan und ihr sterbt“) ging die Tour für alle sehr beruhigend los.
Allein schon der erste Eindruck war beeindruckend. Die steinige Landschaft, mit dem überall entweichenden Dampf und den gelben Schwefel Ablagerung, erinnerte mehr an eine Mondlandschaft. Auch der sehr markante Schwefelgeruch lies einen für einen kurzen Moment vergessen, dass man sich wirklich noch in Neuseeland befindet. Mit Bonbons ausgestattet (anscheinend um die Dämpfe dabei zu hindern sich im Hals abzusetzten- könnte aber auch Craigs Versuch gewesen sein alte Halloween Reste loszuwerden) ging es dann los in Richtung des Vulkanes.
Ich kam mir schon sehr abenteurlich vor, als wir mit Gasmaske bewaffnet durch den beißenden Rauch gelaufen sind. Die Sicherheitsanweisungen gingen mir wieder durch den Kopf, als eine dicke Schwefelwolke auf uns zugeschwebt kam – stehen bleiben und probieren cool zu schauen (was ein bisschen durch meine Heulattacke durch die beißende Substanz in meinen Augen verübelt wurde). Vielleicht war der Gedanke wieder ein wenig naiv, aber bei einem aktiven Vulkan hatte ich mir etwas brodelnes Rotes vorgestellt. Vielmehr sah es jedoch aus wie ein angenehmer naturbelassener Pool. Nur die riesigen Rauchschwaden ließen darauf schließen, dass es sich keineswegs um angenehm warme, sonderm um brodelnd heiße Massen handelt.
Nach den obligatorischen Fotoshootings ging es weiter in Richtung eines „kleinen Flusses“, was aber vielmehr an eine Pfütze erinnerte. Auf gut zureden unseres Guides kamen wir in den Genuss aus 2 verschiednenen Pfützen den Schwefelgeschmack an eigenem Leib zu testen. Craig hat wohl seine Wasserflasche vergessen und hat erstmal ein paar kräftige Schlücke genommen. Die Einschätzungen des Geschmackes waren sehr verschieden, von „Essig“ bis zu „Eisen“ war alles dabei. Besonders die zweite Pfütze war ungenießbar und hat einen doch sehr an den Geschmack von Blut erinnert.
Viel zu schnell ging es dann von der attraktiven Mondlandschaft wieder auf das Boot des Grauen. Wenigstens bekam ich auf dem Rückweg Gesellschaft und lag nicht allein aphatisch auf dem Boden rum.